Skip links
Galerie AC. Art & Dialogue präsentiert

Diana Păun,
Oana Maria Pop

Architectures of Healing

Kuratorin Ioana Mandeal

Eröffnung am 27. Juni, 18 - 22 Uhr
Ausstellungsdauer: 28. Juni bis 04. Juli 2025
Galerie AC.: Donaustraße 84, 12043 Berlin

Sonderöffnungszeiten:
Sa., 28.06. 16:00 - 22:00 Uhr
So., 29.06. 15:00 - 19:00 Uhr

Die Ausstellung ist Teil des Festivals 48 Stunden Neukölln.

Architectures of Healing rückt die Frage in den Mittelpunkt, wie künstlerische Praxis die Machtverhältnisse hinter Sprachproduktion sichtbar machen kann. Die Ausstellung bringt zwei künstlerische Stimmen zusammen, die sich diesem Spannungsfeld aus unterschiedlichen Perspektiven nähern: sie untersuchen, wie Sprache gesellschaftliche Realität konstruiert, bestimmte Positionen ausschließt und traumatische Erfahrungen verformt.

Als Reaktion auf den Zerrspiegeleffekt der Berliner Massenmedien richten Diana Păun und Oana Maria Pop ihren Blick auf die dunkle Seite der Sprache – jene, die Verfremdung, Angst und die Erosion des Selbst begünstigt. Ihre Antwort auf diese kritischen Befunde ist der Entwurf einer neuen Philosophie der Fürsorge. Im Zentrum steht dabei nicht nur das Kunstwerk als Ausdruck, sondern auch die Entwicklung emanzipatorischer Strategien zur Sichtbarmachung und Anerkennung von Subjektivitäten.

Durch forschungsbasierte, handlungsorientierte Ansätze – darunter die Analyse von Printmedien, die Durchführung von Interviews und partizipative Outreach-Formate – greifen die Künstlerinnen auf vielschichtige Weise in das soziale Gefüge der Stadt ein und schlagen entscheidende Brücken zu lokalen Organisationen und Perspektiven, die in den gängigen Mediendiskursen übersehen werden.

Diana Păun thematisiert die Dynamiken von Fake News im digitalen Informationsfluss und untersucht, wie sich kollektive Wahrnehmungen durch gezielte Manipulation verändern lassen. Oana Maria Pop setzt sich mit der sprachlichen und medialen Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt auseinander und hinterfragt deren Sichtbarkeit oder Verdrängung im öffentlichen Raum. So entsteht ein mikro-soziales Ökosystem, das auf der Interaktion zwischen künstlerischer Praxis, ethischem Denken und gemeinschaftlichem Handeln basiert.

Architectures of Healing versteht sich nicht nur als kritische Analyse sprachlicher Blindstellen. Vielmehr wird sie zu einem Reflexions- und Handlungsraum der Fürsorge, in dem Kunst als aktives Werkzeug des Widerstands und der Heilung erprobt wird.

Text: Ioana Mandeal

Diana-Elena Păun (geb. 1995) arbeitet mit Fotografie und ortsspezifischen Installationen, wobei sie verschiedene Objekte verwendet, um eine Umgebung rund um die Fotografie im Raum zu schaffen. Ihr Interesse gilt der Selbstanthropologie, kollektiven Erinnerungen und entstehenden alternativen Geschichten.

Oana Maria Pop (geb. 1989) ist eine in Rumänien ansässige Mixed-Media-Künstlerin, die sich in ihren Arbeiten mit der menschlichen Form, ihrer Entwicklung und ihrer Verflechtung mit der Natur, der Erde und dem Kosmos beschäftigt. Ausgehend von wissenschaftlichen und feministischen Perspektiven untersucht sie, wie kulturelle Narrative den Körper formen und zugleich einschränken.

Ioana Mandeal (geb. 1986) ist Kuratorin und Kunstautorin und arbeitet an der Schnittstelle von Ausstellungspraxis, kultureller Produktion und kritischer Reflexion. Ihre Praxis befasst sich mit Erinnerungskultur, der Poetik und Politik von Bildern sowie den ethischen Dimensionen künstlerischer Arbeit.

Rückblick

AHMAD KADDOUR
AYA ONODERA

In a Thin and
Deep Fog

Eröffnung am 17. Mai 2025, 18–21 Uhr
Ausstellungsdauer: 18. bis 1. Juni 2025

Öffnungszeiten: täglich 14–19 Uhr
Galerie AC.: Donaustraße 84, 12043 Berlin

Die Ausstellung beruht auf einem bewusst geführten Dialog zwischen zwei unterschiedlichen, aber miteinander in Resonanz stehenden künstlerischen Praktiken. Ahmad Kaddours brüchige, textbeladene Oberflächen – als Ausgrabungen vielschichtiger Geschichten und Körper – spiegeln sich in Aya Onoderas leichten, atemhaften Stoffen, die Leere in der Schwebe halten. Gemeinsam beharren sie auf dem Zwischenraum als Ort der Sinnstiftung. Kaddours Pigmente wirken wie archäologische Relikte; Onoderas Textilien erscheinen als lebendige Membranen, die Abwesenheit und Verwandlung materialisieren und eine gemeinsame Poetik der Durchlässigkeit schaffen. Die Themen von Entwurzelung und Verlust kreuzen sich mit Vorläufigkeit und Vergänglichkeit. Identitäten, Erinnerungen und Formen lösen sich auf und formen sich neu. In diesem „dünnen und tiefen Nebel“ artikulieren Risse und Atemzüge eine gemeinsame Reflexion darüber, wie wir die Vergangenheit mit uns tragen – und sie letztlich womöglich loslassen. Der Ausstellungstitel ist dem Werk In a Thin and Deep Fog von Aya Onodera entliehen.

press release. poster.

WERK-TEXTE

Ahmad Kaddours Arbeiten wirken, als trügen sie die Sedimente der Geschichte in sich – Ablagerungen von Kulturen, die über Jahrhunderte hinweg einen Schichtungsraum der Wanderung, der Sprachen, Religionen und Politik sowie der Erfahrung von Vertreibung und Verlust gebildet und sich in Körper und Landschaft eingeschrieben haben. Ahmad Kaddour blickt unter die Haut der Geschichte, sowohl der großen als auch der individuellen Biografie.

Die Oberflächen seiner Werke sind rau, unregelmäßig, voller Brüche und Risse. Sie erscheinen durchleuchtet wie Röntgenaufnahmen, gleichen archäologischen Funden verwitterter Statuen, denen ihre schützende Hülle abhandenkam. Es sind Körper, die nun offenliegen, durchlässig sind für Sprache, für das, was sie geformt und geprägt hat. Diese Materialität spricht von Erosion – als Metapher für gesellschaftlichen und persönlichen Verlust, aber auch für Widerstandsfähigkeit.

Ahmad Kaddour stellt oft den menschlichen Körper ins Zentrum einer bild-poetischen Reflexion. Die fragmentierte Figur, überzogen mit Textstreifen, erzählt von Heimat, die entgleitet, von Selbstvergewisserung durch Sprache („Ich zähle meine Gliedmaßen und reiche nach meinen Fingerspitzen“ – ein intimer Akt des Sich-begreifen-Wollens). Zwischen Körper und Worten entsteht ein Raum, in dem Vergangenheit und Gegenwart ineinandergreifen. Es ist ein Körper im Zustand des Suchens, des Archivierens von Zugehörigkeit – ein Körper als Archiv.

Der Maler tritt als Bildsucher auf, der aus der Dunkelheit der Geschichte, aus dem Negativ der Welt, Bilder schöpft. Bei ihm verdichten sich Geschichte und Mythos, Schmerz und Hoffnung, Gegenwart und Erzählung. Es sind Bilder einer existenziellen Polyphonie, in denen persönliches und kollektives Gedächtnis, die Dringlichkeit der Kunst und die Frage nach innerer und äußerer Freiheit zusammenfallen.

Aya Onoderas Werk ist geprägt von einer tiefen Sensibilität für das Zwischen – das, was weder fest noch völlig flüchtig ist, das, was sich zwischen zwei Punkten, Zeiten, Erinnerungen oder Körpern entfalten kann. Es lebt von einem feinen Gleichgewicht aus Material, Leere, Farbe und Bewegung, von den naturgegebenen Prinzipien des Wachsens und Vergehens.

Ihre stille Installation: zwei Leinwände, verbunden durch einen zarten, gespannten Stoff, der wie Atem zwischen ihnen fließt. Die blassen Farbschlieren erinnern an Himmelsformationen. Ihre Arbeit spricht leise – von Nähe, von Intuition, von dem, was zwischen den Dingen liegt und der Liebe einzelner Menschen zueinander. Aya Onoderas Arbeiten tragen eine ästhetische und spirituelle Zurückhaltung in sich. Ihre reduzierten, leichten Materialien, die zarten Farbverläufe und die Betonung des Zwischenraums lassen sich als eine visuelle Form von Achtsamkeit lesen – als Aufmerksamkeit für das, was zwischen den Dingen, zwischen Präsenz und Abwesenheit, zwischen Stofflichkeit und Luft existiert.

In Onoderas Werken spielt die Leere eine zentrale Rolle: nicht als bloßes Nichts, sondern als offener, lebendiger Raum, der Veränderung, Bewegung und Transformation ermöglicht. Onoderas gespannter, fast schwebender Stoff verweist genau auf diese Qualität: Er ist nicht einfach nur ein verbindendes Element, sondern ein Bild für Durchlässigkeit, Vergänglichkeit, das Fließen des Atems. In Aya Onoderas Werk liegt die Schönheit im Leisen, im Flüchtigen, im Unvollständigen. Sie verweist auf eine Welt, in der nichts festgehalten werden kann und gerade darin eine stille Schönheit wohnt.

Amelie Conrad, Mai 2025

Galerie AC. Art & Dialogue, eine neu gegründete, in Berlin ansässige Galerie, präsentiert 2025 kuratorisch geprägte Ausstellungen und Programme. Als Raum für Dialog und Zusammenarbeit zeigt AC künstlerische Praktiken, die im zeitgenössischen Diskurs verwurzelt sind. AC. ist der Präsentation von Künstler:innen unterschiedlicher Generationen gewidmet, die vorwiegend in den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie und Installationskunst arbeiten. Durch sorgfältig kuratierte, medienübergreifende Programme fördern wir Gespräche und ermöglichen tiefere Einblicke in die in unserer Galerie behandelten Themen. Galerie AC. Art & Dialogue wurde von der Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin Amelie Conrad als Initiative der Vereinigung für genreverbindende Kunstprojekte gegründet.
Mit der Nutzung dieser Website erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung einverstanden.