DIANA PĂUN
Everything is true, nothing is false; everything is false, nothing
is true
In ihrer vielschichtigen Installation erkundet Diana Păun die fragile Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion. Ausgehend von persönlichen Erfahrungen in einem von postkommunistischen Erzählungen geprägten Rumänien untersucht sie, wie sich Fake News, Propaganda und Verschwörungstheorien tief in individuelle wie kollektive Realitäten einschreiben.
Mit Everything is true, nothing is false; everything is false, nothing is true thematisieren Păuns Arbeiten die Reizüberflutung unserer Gegenwart. In einer Welt, in der Informationen allgegenwärtig, aber kaum noch überprüfbar sind, wird kritische Medienkompetenz zur Überlebensstrategie. Ihr Projekt folgt den verschlungenen Pfaden eines Wissenssystems, das sich aus Halbwahrheiten, Konstruktionen und ideologischen Narrativen speistvergleichbar mit einem Kaninchenbau („rabbit hole“), das ebenso Erkenntnis wie Verwirrung bereithält. Inspiriert von Platons Höhlengleichnis verwandelt Păun diesen Denkraum in eine körperlich erfahrbare Installation. Die skulpturale Serie Please don't step into the rabbit hole fungiert dabei als Warnzeichen und Denkfigur zugleich.
Die Klangarbeit Conspiracy Symphony basiert auf Dianas direkte Recherche zu Desinformation in deutschen Print- und Onlinemedien. Aus Artikeln über Verschwörungsnarrativen und propagandistische Rhetorik destilliert sie eine immaterielle Partitur: von der Künstlerin per Schreibmaschine getippt, von Posaunist Lee Shih-Che klanglich interpretiert. Zwischen Textfragment und Dissonanz entfaltet sich ein akustisches Porträt medialer Manipulation – eine ironische Symphonie aus Lärm, Vorstellung und Unruhe.
Auch in ihren fotografischen Arbeiten hinterfragt Păun Wahrnehmung und Wahrheit. In einem rituellen Akt der Reinigung behandelt sie ihre dokumentarischen Bilder mit Chlor, um Schicht für Schicht visuelle Informationen abzutragen – als würde sie tastend nach einem verborgenen Kern suchen. Ihre künstlerische Geste begreift sie dabei zugleich als politisches Werkzeug und als Erweiterung des eigenen Körpers. Abschießend gibt die Künstlerin mit einer eigens gestalteten Projektzeitung dem Publikum ein kritisch-humorvolles Mittel zur Hand, um Desinformation zu erkennen, Widersprüche zu prüfen und kritisches Denken zu stärken – als künstlerische Form der Aufklärung und gesellschaftlicher Fürsorge.
Text: Ioana Mandeal
Diana-Elena Păun (geb. 1995) arbeitet mit Fotografie und ortsspezifischen Installationen, wobei sie verschiedene Objekte verwendet, um eine Umgebung rund um die Fotografie im Raum zu schaffen. Ihr Interesse gilt der Selbstanthropologie, kollektiven Erinnerungen und entstehenden alternativen Geschichten.