REZA REZA
Wir begreifen Orte als Räume der Identität, der Beziehungen und der Geschichte. Sie stiften Zugehörigkeit und sind in kulturelle Praktiken eingebettet. Die Werke des Malers Reza Reza erkunden diese Konzepte und stellen Fragen nach dem Zusammenspiel von Raum, Zeit, Identität und Heimat – und führen sie ins Absurde. Sie erzählen von Isolation und entmenschlichten Räumen, die von Anonymität, Funktionalität und Transit geprägt sind und sich der Verankerung in der kollektiven Erinnerung entziehen.
Die dargestellten Szenen wirken wie Durchgangsräume des Bewusstseins, in denen Zeit und Raum gleichermaßen entgrenzt erscheinen. Gegenständliche Elemente – Interieure mit Schreibtischen aus Verhörräumen, kargen hohen Wänden und Warnschilder wie jene Kegel an Straßenrändern, die als Platzhalter bei Unglücken aufgestellt werden – tauchen wiederholt auf, verlieren jedoch ihre Stabilität in einer Welt, die sich der festen Verortung entzieht. Oft sind die Symbole verkehrt herum oder weisen dorthin, wo man den Himmel vermuten würde. Richtungen und Perspektiven erhalten insofern eine Bestimmung, als dass die Werke einer strengen Raumkonstruktion folgen. Liniengebung und geometrische Anordnung erzeugen Sichtachsen, anhand derer der Betrachter zur Entschlüsselung der Szenerie geleitet wird. Die flächige Malweise der Arbeiten unterstreicht die hermetische Abgeschlossenheit der Bildgefüge und unterstreicht das Gefühl einer Unentrinnbarkeit.
Rezas Werke sind bevölkert mit unförmigen menschlichen Körpern und lemurenartigen Wesen. Die Figuren kriechen, strecken und stürzen mit verlängerten Gliedmaßen ins Bodenlose oder rotten sich zu einer grotesken Zuschauerschaft zusammen. Sie sind verletzt, gekrümmt, kopflos. Tiere treten als Statisten in naturalistischer Darstellung in absurden Szenarien auf und stehen dabei in Kontrast zu der dargestellten menschlichen Unbehaglichkeit
Rezas Figuren sind einnehmend, ausdrucksstark, sehr präsent, farbgewaltig und wirken nicht schutzbedürftig. Alleine die Platzierung im Raum deutet ihre Verunsicherung und ihr Ausgeliefertsein an ein nicht Benennbares an. Der Betrachter sieht oftmals seine reale Gegenwart in ein Fantasiebild hineingemalt. Und so kann er also, sofern ihm dies liegt, Erfindung und Wirklichkeit gleichzeitig im Blick haben.